11.4. Frei stehende KS-Wände
Frei stehende Wände werden weder seitlich durch Querwände oder Stützen, noch oben durch anschließende Decken oder Ringbalken gehalten. Dies trifft z.B. für Einfriedungen und Brüstungen zu.
Standsicherheit
Zur Ermittlung der Horizontal- und Eigenlasten ist DIN EN 1991-1/NA [9] zu beachten. Bei den Windlastannahmen ist die Windlastzone, die Geländekategorie und die Höhenlage der Bauteile über Gelände zu beachten.
Zulässige Höhen frei stehender KS-Wände der Steinrohdichteklasse 2,0 ohne Aussteifung und ohne Auflast sind danach wie folgt: Für die Windzone 2, welche die Windzone 1 auf der sicheren Seite mit abdeckt, ergibt sich nach [10] bei Verwendung von Kalksandsteinen mit Schichtmaßhöhe 25 cm folgende zulässige Anzahl von Steinschichten:
- Wanddicke 17,5 cm: 1 Steinschicht
- Wanddicke 24 cm: 2 Steinschichten
- Wanddicke 30 cm: 3 Steinschichten
- Wanddicke 36,5 cm: 5 Steinschichten
Die Angaben gelten für eine Kronenhöhe der Wände bis zu maximal 8 m über Geländeoberkante.
Sollen frei stehende Mauerwerkswände höher gemauert werden, sind diese Wände durch Pfeiler und ggf. zusätzlich durch biegesteife Querriegel auszusteifen. Ohne Riegel gilt die Wand als dreiseitig gehalten. Mit einem zusätzlichen biegesteifen Querriegel als Wandkrone kann von einer vierseitigen Halterung ausgegangen werden. Zur Aussteifung eignen sich Stahlprofle oder Stahlbetonpfeiler. Damit werden die in nachfolgender Tabelle angegebenen Wandhöhen ausführbar.
Gebrauchstauglichkeit
Zur Minimierung der Rissgefährdung aus hygrothermischer Zwangsbeanspruchung sollten die Einzelwandlängen frei stehender Wände (ohne zusätzliche Aussteifung) 6 bis 8 m nicht überschreiten.
Witterungsschutz
Für unverputzte frei stehende Wände sind KS-Verblender zu wählen.
Frei stehende Wände müssen an der Mauerkrone gegen Regenwasser geschützt werden. Hierfür eignen sich Natursteinplatten, Mauerabdeckungen aus vorgefertigten Aluminiumproflen, Betonfertigteile, Dachziegel etc. Dabei ist auf einen ausreichenden Überstand sowie die Ausbildung von Abtropfkanten zu achten.
Rollschichten aus Mauerwerk haben sich als obere Abdeckung von frei stehenden Wänden nicht bewährt, da insbesondere der Fugenmörtel durch die starke Regenbeanspruchung in der Dauerhaftigkeit gefährdet ist.
INFO
Der Fußpunkt ist gegen aufsteigende Feuchte, Spritzwasser und Tausalze zu schützen. Der Betonsockel soll deshalb mindestens 30 cm über Gelände geführt werden.