11.5.6 Schallschutz
Guter Schallschutz ist bei schweren, massiven Wänden gegeben. Wegen der hohen Rohdichten der Kalksandsteine sind diese bestens für guten Schallschutz geeignet. Für Wände mit Schallschutzanforderungen werden üblicherweise KS-Vollsteine in erforderlicher Rohdichteklasse verwendet. Auch die Vorschläge und Empfehlungen für einen erhöhten Schallschutz sind mit Kalksandsteinwänden wirtschaftlich zu erfüllen.
Anforderungen an den Schallschutz
Der Schallschutz in Gebäuden hat eine große Bedeutung für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. DIN 4109-1: 2018-01 beschreibt die Mindestanforderung an den baulichen Schallschutz.
Schallschutz nach DIN 4109-1:2018-01
In DIN 4109 werden Anforderungen an den Schallschutz zwischen fremden Wohnräumen gestellt. Diese Mindestanforderungen sind auch ohne weitere Vereinbarungen baurechtlich immer geschuldet (Zahlenwert im Kreis oben, nachfolgendes Bild). Gegenseitige Rücksichtnahme der Bewohner durch Vermeidung unnötigen Lärms wird dabei vorausgesetzt.
Erhöhter Schallschutz
In Beiblatt 2 zur DIN 4109:1989-11 sowie in weiteren Regelwerken (z.B. VDI 4100) werden Empfehlungen für den erhöhten Schallschutz genannt. Die Kalksandsteinindustrie empfehlt für den erhöhten Schallschutz höhere Werte als in Beiblatt 2 angegeben werden (untere Werte im Kreis, nachfolgendes Bild).
Schallschutznachweise nach Normenreihe DIN 4109:2018
Die komplexen Zusammenhänge bei Schallübertragungen haben dazu geführt, dass Schalldämm-Maße R’w nicht mehr nur aus Tabellen abgelesen werden können, sondern berechnet werden müssen. Für die Nachweisführung zwischen zwei Räumen geht hierzu die Raumgeometrie, das Trennbauteil, die Flankenbauteile sowie zusätzlich die Art und Ausbildung der Stoßstellen ein.
Mit dem KS-Schallschutzrechner lässt sich der Schallschutznachweis schnell und leicht führen. Download kostenlos unter www.kalksandstein.de/schallschutzrechner und die Online-Anwendung mit einem Auszug aus der Gesamtsoftware finden Sie unter www.ks-schallschutzrechner.de.
Für eine sichere Nachweisführung, sowie auch besonders für die Schallschutzplanung, ist dieses Verfahren anzuwenden. Es stellt den Stand der Technik dar.
Für die einzeln eingegebenen Bauteile ermittelt der KS-Schallschutzrechner jeweils die zugehörende, schalltechnische Leistungsfähigkeit, die als Direktschalldämm-Maß Rw bezeichnet wird. Einfüsse von Flankenbauteilen werden beim Direktschalldämm-Maß Rw nicht berücksichtigt, im Gegensatz zum Schalldämm-Maß R’w .
Die Berechnung für eine konkrete Situation zwischen zwei Räumen (horizontal oder vertikal) unter Berücksichtigung der Geometrie, des Trennbauteils (Rw), der Flanken (Rw) sowie der Stoßstellen, ergibt dann das zugehörende Bauschalldämm-Maß R’w.
Für eine Auswahl von Mauerwerk aus KS-Plansteinen mit Dünnbettmörtel sind zur Information die Direktschalldämm-Maße Rw tabellarisch aufgelistet.
Die mit dem KS-Schallschutzrechner ermittelten Schalldämm-Maße R’w bilden die erreichbare Schalldämmung für die gewählten Bauteile und der vorliegenden Raumgeometrie sehr realitätsnah ab. So ergeben sich schon in der Planungsphase klare Hinweise für die Bauausführung, besonders bei der eventuell geplanten Wahl von leichten, flankierenden Bauteilen.
Der Schallschutz hat sich zu einer Planungsaufgabe entwickelt. Die detaillierten Erkenntnisse aus der Schallschutzplanung zeigen dem Planer frühzeitig auf, wo eventuell schalltechnische Schwachstellen vorhanden und zu korrigieren sind.
Die Wirkung von eventuell vorgesehenen, leichten Außenwänden, die Art und Ausführung der Stoßstellen sowie die Anschlüsse von nicht tragenden Innenwänden, können das Schalldämm-Maß R’w erheblich beeinflussen. Deshalb sind vom Planer die Bauteile sorgfältig auszuwählen und eindeutige Angaben (Details) für die Ausführenden vorzugeben.
INFO
Der Schallschutz ist eine Planungsaufgabe. In den Planungsunterlagen sind vor allem die Rohdichteklassen sowie Wanddicken und -anschlüsse anzugeben.
Stoßstellen
Gemauerte Wände untereinander können angeschlossen werden:
- im Verband,
- durch Stumpfstoß,
- mit Durchführen.
Für die horizontale Schallübertragung ist besonders der Anschluss zwischen Außenwänden und Wohnungstrennwänden von entscheidender Bedeutung.
Das Durchführen der Wohnungstrennwand durch die Außenwand ist schalltechnisch erst ab einer Außenwandlänge ≥ 1,25 m (bei geschosshohen Fenstern) wirksam. Eventuell vorhandene Brüstungen sind dementsprechend zu berücksichtigen.
Für die Tragwerksplanung kann es von Vorteil sein, wenn die Außenwände zwischen Fenstern (Abstand vor Wohnungstrennwänden < 1,25 m) ohne Unterbrechung erstellt werden.
Bei der schalltechnischen Planung und Ausführung sind folgende Punkte besonders zu beachten:
- Wände mit Schallschutzanforderungen benötigen wegen der Schalldichtheit vom Rohboden bis zur Rohdecke aufgetragene Putze (einseitig 10 mm oder beidseitig je 5 mm dick).
- Bei sichtbar belassenem Mauerwerk müssen die Stoßfugen sorgfältig vermörtelt sein, auch bei Steinen mit Nut- und Feder-Ausbildung.
- Stoßfugen mit Breiten > 5 mm müssen beim Mauern beidseitig an der Wandoberfläche mit Mörtel verschlossen werden.
- Eine Schallschutzplanung führt u.a. zu konkreten Angaben für die Art und Ausbildung der Stoßstellen.
- Korrekte Stumpfstoßanschlüsse mit Mauerankern sind vollflächig zu vermörteln, mit Dünnbettmörtel 1 bis 3 mm bzw. Normalmauermörtel bis ca. 2 cm dick.
- Bei nicht fachgerechter Ausführung kann der Stumpfstoß akustisch abreißen, was eine Reduzierung des Schallschutzes bewirkt (nachfolgende Tabelle, Stumpfstoß B).
- Das Durchführen der Wohnungstrennwand durch die Außenwand ist schalltechnisch die beste und sicherste Ausführungsvariante (Verbesserung).
Zweischalige Haustrennwände
Zweischalige Haustrennwände mit getrennten Geschossdecken ergeben deutlich bessere Schalldämmwerte gegenüber einschaligen Konstruktionen.
Das Schalldämm-Maß R’w wird aus der Summe der flächenbezogenen Massen beider Einzelwände ermittelt. Wegen der Zweischaligkeit dürfen auf diesen Wert 12 dB (für ein Erdgeschoss bei vorhandener Unterkellerung) hinzu gezählt werden.
Für Räume ohne Unterkellerung bzw. Räume im Untergeschoss wirkt sich der Einfluss der flankierenden Schallübertragung von durchgehenden Bodenplatten bzw. Fundamenten, erheblich aus. Statt eines Zuschlags von 12 dB sind abhängig von der Ausführung in der Regel nur 9 dB bzw. 6 dB anzusetzen.
Bei der schalltechnischen Planung und Ausführung von zweischaligen Haustrennwänden sind folgende Punkte besonders zu beachten:
- Die Trennfuge muss vom Fundament bis zum Dach durchlaufen, ohne Körperschallbrücken (Mörtelreste, Bauschutt).
- Die Trennfuge ist mindenstens 30 mm dick auszuführen; besser 40 mm, ausgefüllt mit Mineralfaserplatten Typ WTH nach DIN 4108-10 (keine Hartschaumplatten).
- Die flächenbezogene Masse der Einzelschalen soll (inklusive Putz) mindestens 150 kg/m² betragen.
- Auf dichte Anschlüsse im Dachbereich ist zu achten; keine durchlaufenden Bauteile von Haus zu Haus wie z.B. Dachlatten o.Ä.
- Im untersten Geschoss sind ggf. dickere, schwerere KS-Wände anzuordnen.
- Die Haustrennwände sind auch bei WDVS durch die Außenwand nach außen zu führen.
- Auch Gebäudetrennfugen sind konsequent bis zur Außenfläche der Außenwände zu führen.